Hotzenplotz lebt nicht mehr hier - Unsere Menschen (SL)

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Hotzenplotz


Hotzenplotz lebt nicht mehr hier

Der Atlas der deutschen Mundarten in Tschechien (ADT)
Der Atlas der historischen deutschen Mundarten auf dem Gebiet der Tschechischen Republik ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaftlern und Universitäten in der Tschechischen Republik, in Deutschland und Österreich. Die unmittelbaren Projektziele sind Erforschung und Dokumentation der deutschen Mundarten Böhmens und Mähren-Schlesien. Zu befragen waren Personen aus der nach dem Zweiten Weltkrieg dort verbliebenen deutschsprachigen Bevölkerung, unter besondere Betrachtung tschechischer Einflüsse in den deutschen Dialekten und damit sprachliche Dokumentation des Zusammenlebens von Deutschen und Tschechen.
Etwa 50 Mitarbeiter waren tätig, 480 Ortsmundarten wurden meistens direkt vor Ort erhoben und mit einem hohen Erhebungsaufwand detailliert dokumentiert. Der Vortragende ist der interne Leiter dieses Projekts und hat selbst einige Dialekte abgefragt, darunter als ersten den von Plan/Planá im Jahr 1991 und als letzten den von Hotzenplotz/Osoblaha 2011. Die befragten Personen waren ebenso überrascht wie beeindruckt über das Interesse an deutschen und tschechischen Mundarten.
In der Tschechischen Republik leben nur noch wenige Angehörige der deutschen Minderheit. Bei der letzten Volkszählung von 2011 waren es nach eigenen Angaben noch rund 18.700 Personen. Das ist nicht mal ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Vor dem Zweiten Weltkrieg und der darauffolgenden Vertreibung der Deutschen aus der damaligen Tschechoslowakei lag dieser Anteil noch bei rund 30 Prozent oder rund 3,3 Millionen.
Über 90 Prozent der deutschen Bevölkerung sind geflüchtet oder vertrieben worden. Nur wenige der Zurückgebliebenen fanden Gesprächspartner, mit denen sie sich mit der deutschen Sprache austauschen konnten. Die Kommunikationspartner wurden also immer weniger. In die Dörfer, die teilweise fast entleert waren, zogen andere Menschen, die nur Tschechisch sprachen, ein. Hinzukommt, dass die deutsche Sprache ein schlechtes Prestige hatte und sogar verpönt war. Die deutschen Minderheitsangehörigen mussten nach dem Zweiten Weltkrieg mit einigen Repressalien rechnen, sodass die Eltern oft beschlossen, ihre Sprache nicht mehr an die Kinder weiterzugeben.
Trotzdem gibt es in Tschechien noch einige wenige Nachkommen der deutschsprachigen Minderheit, die einen Dialekt der deutschen Minderheitensprache verstehen oder sogar sprechen können. Die Ergebnisse aus diesen Befragungen sind dann systematisch erfasst und in zahlreichen Landkarten eingetragen worden (Sprachatlas).
Bachmann machte dies am Beispiel der einzelnen Gegenstände und deren Bezeichnungen eines Heuwagens deutlich.
Vier mundartliche Großlandschaften sind dabei erkennbar. Das Mittelbairische (Südmähren, unterer und mittlerer Böhmerwald, Schönhengst, die Sprachinseln von Budweis, Wischau, Brünn und Olmütz), das Nordbairische oder Oberpfälzische (Westböhmen, Iglauer Sprachinsel), das Ostfränkische (kleinste Sprachlandschaft; sie reicht von NW-Böhmen über das Erzgebirge bis in die Gegend von Bamberg und ist auch noch im Schönhengst und im mittleren Nordmähren vertreten) und das Lausitzisch-Schlesische (Nord- und Ostböhmen, Nordmähren).
Ableitbar sind aus den erhobenen Mundartbeispielen sowohl die Herkunft der deutschen Bevölkerung, als auch die Übernahme vieler Begriffe in die tschechische Sprache. Dies dokumentiert auch die friedliche Koexistenz von Deutschen und Tschechen.
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