Obmann Josef Stiefl gestorben - Sudetendeutsche Landsmannschaft Bayreuth

Sudetendeutsche Landsmannschaft Bayreuth
Hauptmenü
Menü
Direkt zum Seiteninhalt
Menü

Obmann Josef Stiefl gestorben

Josef Stiefl   80 Jahre   verstorben am 17.6.2019


Josef Stiefl wurde am 20. November 1929 in Horn, Kreis Elbogen geboren.  Heute gehört die Ortschaft Horn zu Karlsbad. Die Eltern Willibald und Amalie (eine geborene Köhler aus Doblasgrün) betrieben in Horn eine Landwirtschaft und ein Schotterwerk.
Josef besuchte mit seiner Schwester Frieda (verh.Wolf)  die Volksschule in Horn und fuhr dann zur  Hauptschule (im  3. Reich war die Bürgerschule zur Hauptschule umbenannt worden) nach Ellbogen.
Die wirtschaftlichen Voraussetzungen in Horn waren wesentlich besser als in den nahegelegenen Gebirgslagen im Kaiserwald und Erzgebirge. Absatz gab es ebenfalls. Zu einem benötigte man in der Kurstadt Karlsbad ausreichend frische Nahrungsmittel. Dazu mussten die vielen Arbeiter in der Porzellan- und Glasindustrie versorgt werden. Außerdem wurde Baumaterial gebraucht, gab es doch nach dem ersten Weltkrieg in der Karlsbader Region einen Aufschwung. Auch die Notzeiten der Weltwirtschaftskrise und die Behinderungen des Exports durch Hitler dürften die Familie nur bedingt getroffen haben. Schwieriger waren sicher die Kriegszeiten. Josef Stiefl hatte Glück nicht mehr eingezogen zu werden. Dann aber kam die Katastrophe, die Enteignung und schließlich die Aussiedlung. Ein Geschehen, das heutige Jugendliche kaum nachempfinden können. Josef Stiefl musste die Enteignung und Entrechtung mit 16 Jahren und schließlich Vertreibung mit 17 Jahren erfahren.
Nach der Aussiedlung im September 1946 kam die Familie Stiefl in das Lager Schwarzhofen bei Neunburg vor Wald. Josef Stiefl arbeitete zuerst bei einem Bauern und lernte dann Maurer. Seine Eltern verzogen in den Kreis Bayreuth und bauten 1957 in Bindlach ein neues Heim. Josef Stiefl fand in Bindlach zuerst eine Anstellung und machte sich schließlich selbstständig. Er war weitbekannt als guter Fachmann. So führte er auch den Bau der Katholische Kirche von Goldkronach bei Bayreuth aus. Im heutigen Kreis Bayreuth sind nach dem Krieg an die 30 Kirchen neu gebaut worden.
Seine Ehefrau Marianne geborene Diener aus Mühlbach bei Eger lernte er 1969 in München am Faschingsball der Egerländer kennen. 1971 wurde geheiratet.
Die Stiefls bekamen zwei Kinder Sohn Gerhard und die Tochter Renate. Beide haben den Vater bis zum letzten Atemzug liebevoll betreut. Und noch etwas bei den Stiefls wird auch heute noch in der Familie richtig egerländrisch geredet. Dies ist für Marianne Stiefl wichtig, sie benötigt jetzt im hohen Alter besondere Zuwendung ihrer Leute. Zur Familie gehören zwei Enkelkinder, das Zwillingspärchen Saba und Aaron.
Die Landsmannschaftliche Arbeit war in Bindlach durch eine Besonderheit gekennzeichnet.  Von Anfang an blieben Schlesier und Sudetendeutsche in einer Gruppe vereint. Bis vor einigen Jahren gab es auch noch eine Kindertanzgruppe, die  zuletzt von Erna Will geleitet wurde. Aber auch Marianne Schieberle, Erna Will, Else Schott, Herbert Flegel und der Schlesier Herbert Müller gehörten zum erfolgreichen Bindlacher Team. Die Ehefrau Marianne darf hier nicht vergessen werden.
Josef war fast dreißig Jahre Ortsvorsitzender der Landsmannschaft in Bindlach. Er war im Ort beliebt und hochgeachtet. Nicht nur durch die berufliche Tätigkeit sondern auch durch sein Hobby als Flieger konnte Josef Stiefl viele Bekannte und Freunde gewinnen. Legendär sind seine Flüge über die alte Heimat.
Herausragend sind aber auch seine Aktionen in der alten Heimat. Wiederholt hat er als Fachmann selbst Hand angelegte und Gedenkstätten renoviert hat. Dabei knüpfte er auch enge Kontakte zu verblieben Deutschen im Egerländer Raum und zu deren tschechischen Freunden. So war es nicht zu verwundern, dass Josef Stiefl die Idee hatte am 1. Mai 2004 anlässlich des EU-Beitritts der Tschechischen Republik ein Treffen von Verbliebenen und Vertriebenen an der Egerquelle anstrebte. Er fand Unterstützung bei der Egerländer Gmoi und der Kreisgruppe Bayreuth  und der Bezirksgruppe Oberfranken. Mehr als 300 Teilnehmer fanden sich damals zum ökumenischen grenzüberschreitenden Gottesdienst unterhalb vom Ochsenkopf ein.
Weitere Treffen folgten. So gab es in den  vergangenen Jahren Zusammenkünfte  von Bindlacher Ortsvereinen mit Gruppen aus Graslitz oder Karlsbad. Hier sind auch seine legendären Josefifeiern zu nennen. Sein Namenstag war für Josef Stiefl der wichtigste Festtag im Jahr. Dabei ging es 2018 nochmals nach Horn. Aber heuer 2019 war Josef Stiefl doch schon so von seiner Krankheit gezeichnet, dass es nur zu einem Festessen im Fliegerheim reichte.
Nun ist er von uns gegangen. Bei den vielen Freunden wird er in guter Erinnerung bleiben
mm
Zurück zum Seiteninhalt