St. Joachimsthal- Kurbad

Sankt Joachimsthal

(Jachymov)

nach Wikipedia

Lied: Iech gieh in de Schwomme (Anton Günther)

Sankt Joachimsthal, auch Sankt Joachimstal, Joachimstal ist eine Stadt in Böhmen.  Sie erstreckt sich im böhmischen Teil des Erzgebirges im Tal des  Weseritz und gehört zum Bezirk Karlsbad. Die alte Bergstadt ist das älteste Radiumsol-Heilbad der Welt.

St. Joachimsthal liegt am steilabfallenden Südhang des Erzgebirges, an der Straße von Gottesgab nach Karlsbad. Der nördliche Ortseingang liegt auf 776 m n.m. hoch, der Kurpark im Süden von St. Joachimsthal lediglich auf 600 m n.m..

Die Stadt besteht aus den Ortsteilen Sankt Joachimsthal, Mariasorg, Neustadt, Dürnberg und Werlsberg.

Zu St. Joachimsthal gehören die Fluren des erloschenen Dorfes Pfaffengrün

Unweit des Ortes befand sich am Fuße des Pleßberges das Kapuzinerkloster Mariasorg, das in den 1950er Jahren geschleift wurde.

 

Geschichte

16. Jahrhundert

1516 wurden beim Ort Conradsgrün, wo ein unbedeutender Bergbau betrieben wurde, große Silbervorkommen entdeckt. Daraufhin wurde der Ort 1517 in Anlehnung an die Bergstadt Sankt Annaberg in „Sankt Joachimsthal“ umbenannt. 1520 erhielten die Grafen Schlick, deren Pfandbesitz Joachimsthal war, das Münzprivileg und Joachimsthal wurde vom böhmischen König Ludwig II. zur freien Bergstadt erhoben. Die vermutlich erstmals bereits 1519 geschlagenen Joachimstaler gaben später dem Taler und dem Dollar ihren Namen.

Die reiche Ausbeutemachte die Grafen Schlick zu einem der reichsten Adelsgeschlechter Böhmens. Seit 1517 hatte Graf Stephan Schlick mit seinen Brüdern das Oberregiment über das „Thal“. Er war, seit der Schlacht von Mohács 1526 vermisst, nominell bis 1528 Herr von Joachimsthal. Nach Stephans Todeserklärung bewirkte der habsburgische neue böhmische König Ferdinand die Rücknahme des unter Vorbehalt des königlichen Regals gewährten Münzprivilegs. Die Schlicks münzten in der Folge nur noch als Verweser im Namen des Königs, der Joachimstaler wurde nach 1528 nicht mehr geprägt.

St. Joachimsthal in den 1960er Jahren

1533 erreichte der Silberbergbau mit 241.875 Talern seine größte Ausbeute, im folgenden Jahr hatte die Stadt 18.200 Einwohner in 1200 Wohnhäusern und über 900 Bergwerke mit ca. 100 zugehörigen Gebäuden, in denen 9200 Bergleute arbeiteten. Im Zuge dieses schnellen Wachstums war es wiederholt zu Aufständen der Bergleute gekommen, so bereits – mit friedlichem Ausgang – 1517. Ein weiterer folgte 1523. Als es 1525 zu schweren Plünderungen kam, boten die Schlicks 2500 Bewaffnete auf, um die Ordnung wiederherzustellen.

St. Joachimsthal vor 1945

Seit 1523 hatten die Schlicks in Joachimsthal die Reformation eingeführt. Auch im Schmalkaldischen Krieg 1546–1547 standen sie daher auf protestantischer Seite gegen Habsburg, Joachimsthal war zeitweilig von verbündeten sächsischen Truppen besetzt. Nach der kriegsentscheidenden Schlacht bei Mühlberg verloren die Schlicks Joachimsthal an Habsburg. Im Jahr 1548 wurden noch 136 Paare getraut und 416 Kinder getauft, dann begann mit der zunehmenden Erschöpfung der Silbervorkommen ein Niedergang der Stadt: 1584 waren schließlich nur noch 200 Bergleute im Silberbergbau beschäftigt, die Ausbeute hatte 1579 nur noch 6450 Taler betragen.

17. Jahrhundert

Von 1621 an erfolgte die Rekatholisierung der Stadt, viele protestantische Bürger und Bergleute wanderten deshalb ins nahe Sachsen aus.

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert war die Stadt Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und einer Berg- und Hüttenverwaltung. Auch in dieser Zeit war der Bergbau noch bedeutend. Er wurde teils von staatseigenen, teils von privaten Firmen betrieben. Man förderte neben Silber (1885: 227 Zentner), auch Nickel, Wismut und Uranerz. In einer großen Tabakfabrik waren 1.000 Arbeiterinnen beschäftigt. Daneben gab es Handschuhmacherei, Korkstöpselfabrikation sowie Spitzenklöppelei. Am 31. März 1873 brannte die Stadt fast gänzlich ab.

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Marie Curie in Joachimsthaler Uranerz das Element Radium, wofür sie später den Nobelpreis erhielt.

 

20. Jahrhundert

1918 wurde Joachimsthal Teil der Tschechoslowakei. 1938 wurde es zusammen mit dem Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen und trug den amtlichen Titel Radiumbad St. Joachimsthal. 1945 erfolgte dann die Vertreibung der Deutschböhmen aus Joachimsthal.

Am 1. Dezember 1930 hatte die Stadt Sankt Joachimsthal 7316 Einwohner, am 17. Mai 1939 noch 6388 und am 22. Mai 1947 waren es 6806 Bewohner.

Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete der sowjetische Geheimdienst NKWD in Jáchymov (St. Joachimsthal) und Umgebung einen „tschechoslowakischen Gulag“.  Zweck war der Uranabbau für das sowjetische Atombombenprojekt und die entstehende sowjetische Atomindustrie durch Zwangsarbeiter. Zunächst waren dies deutsche Kriegsgefangene und nichtvertriebene Einwohner, nach 1948 politische Häftlinge des kommunistischen Regimes der Tschechoslowakei und zwangsverpflichtete Zivilarbeiter. Mit knapp 50.000, darunter über 10.000 politische Häftlinge, erreichten die 18 Lager um 1955 ihre höchste Belegungszahl. Insgesamt durchliefen die Lager rund 100.000 politische Häftlinge und über 250.000 Zwangsverpflichtete. Vermutlich hat etwa die Hälfte von ihnen die Bergarbeit nicht überlebt. 1964 wurde der Uranabbau eingestellt.

St. Joachimsthal, der obere Markt (1964)

21. Jahrhundert

Jáchymov ist eine ausgewählte Stätte für die vorgesehene Kandidatur zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge.

Heilbad

Joachimsthal ist das älteste Radiumheilbad der Welt. Es werden hauptsächlich entzündliche Krankheiten des Bewegungsapparates sowie Krankheiten des peripheren Nervensystems behandelt. Dazu gehören u.a.: rheumatische Arthritis, Reiterkrankheit, degenerative Zustände nach Entzündungskrankheiten der Gliedmaßen, Weichteilrheumatismus, Neuralgien, Neuritiden bei rheumatischen Erkrankungen.

Als Heilmittel dienen das radonhaltige Wasser der im ehemaligen Uranbergwerk entspringenden radioaktiven Thermalquellen, Naturgas und Moor. Um den Therapieeffekt zu optimieren, werden bestimmte Heilverfahren angewendet: Thermalbäder mit Radongehalt, Curie-Therapie (sog. Joachimsthaler Schachteln), Röntgentherapie, Krankengymnastik, Hydro- und Physiotherapie, Akupunktur, Akupressur.

Für Personen mit akuten Infektionen, Herz- und Atembeschwerden sowie schwer einstellbarem Diabetes mellitus, für schwangere Frauen sowie Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren ist diese Form der Therapie ungeeignet.

Die Geschichte des Talers